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149 - Schneeräumeinsätze
Jedes Jahr im Winter war ich mit der Schneeräumung betraut. Dazu gab es einen Puch Haflinger mit Schneeräumschild und Streuwagen. Im Herbst habe ich das Fahrzeug liebevoll auf den bevorstehenden Wintereinsatz vorbereitet: putzen, Ölwechsel, Zündkerzen, Roststellen ausbessern, neue Stahlschiene beim Räumschild, Schneeketten kontrollieren bzw. reparieren. Im Laufe der Jahre habe ich eine ordentliche Heizung nachgerüstet. Das Fahrzeug war luftgekühlt und ich leitete die warme Abluft vom Ölkühler über einen dicken Schlauch in die Fahrerkabine. Ein NW 70 Polo Kal Rohr mit mehreren Luftlöchern habe ich oben über der Windschutzscheibe - nach unten blasend - montiert. Dadurch war die Windschutzscheibe immer trocken (nicht angelaufen) und auch außen schmolz der aufgewirbelte Pulverschnee vom Räumschild rasch weg. In der Fahrerkabine war es so warm, daß man ohne Winterjacke fahren konnte; Pullover genügte. Der Auspuff wurde mit einem 1/2 Zoll Rohr nach oben verlegt, daß die Abgase beim rückwärtsfahren nicht angesaugt und in die Fahrerkabine gelangen konnte. Da das Räumschild mit einem elektrisch betriebenen Hydraulikmotor gehoben wurde, dieser Motor viel Strom brauchte und das Schild immer wieder und oft (bei jedem zurück schieben und rangieren) gehoben werden musste, gab es oft eine leere Batterie. Die Ladekontrollampe alter Fahrzeuge mit Gleichstromlichtmaschine gab wenig Auskunft über die Ladetätigkeit des kombinierten Lichtmaschinenstarters. Dazu habe ich ein eigenes, großes Gleichstrom - Amperemeter, welches die Null Marke in der Mitte hatte, installiert. So konnte man immer den aktuellen Lade / Entladestrom der Batterie ablesen. Oftmals hat die Batterieladung wegen einer kaputten Sicherung nicht funktioniert, obwohl die Ladekontrolle diesen Defekt nicht erkannte, bzw. nicht angezeigt hat. Zusätzlich habe ich eine stationäre Stromversorgung für das Fahrzeug installiert, mit der die Batterie über ein Automatik - Ladegerät geladen wurde. Das konnte immer angeschlossen bleiben; die Batterie wurde dadurch - wenn sie schwach war - stark geladen, schaltete dann auf Nachladen und bei voller Batterie auf Erhaltungsladung automatisch um. Zusätzlich habe ich einen elektrischen Händetrockner (Fabr. Siemens, 1850 Watt mit Ventilator) und ein Raumthermostat in der Fahrerkabine installiert. Damit konnte das Fahrzeug über ein einziges Kabel und schnell mit der Funktion "Batterieladung und Standheizung" versorgt werden. Ich habe immer wieder sehr gerne mit dem Fahrzeug gearbeitet. Im Winter waren wir beide oft - auch zeitig früh / z.B. ab 2 Uhr - stundenlang im Einsatz am Firmengelände. Wir waren da oft alleine, niemand war im Werk, außer gelegentlich einem Wachdienst, welcher in der Nacht eine Runde machte. In späteren Jahren, als es der Firma besser ging, gab es einen Nachtportier. Der war aber immer - außer bei seinen Runden - in der Portierloge. Eigentlich bin immer nur ich mit dem Fahrzeug gefahren, denn der Hausverwalter, welcher bei Eumig auch damit gefahren ist, hatte kein besonderes Interesse daran, zumal er aus Vösendorf kam und ich aus der Siedlung, wo auch die Firma war. Das war mir ganz recht so, ich betrachtete den Haflinger als meinen Freund, fast als mein Eigentum. Als es der Firma besser ging, gab es auch mehr Personal in der Haustechnik. Ich konnte nicht immer alleine damit fahren, weil ich ja Betriebselektriker war und bei Störungseinsätzen oder Installationsarbeiten eingesetzt wurde. Nun wollten auch andere damit fahren. Die suchten sich aber nur die "Zuckerl - Arbeiten" heraus: sinnlos am Firmenareal herum fahren (Übungsfahrt), Schneearbeiten nur bei Tag und Schönwetter und die auch nur schlampig und oberflächlich; länger als eine halbe Stunde fuhr keiner - ich mag nicht mehr, mach du weiter, sagte er zu seinem Kollegen. Wenn sie dann fertig waren, ließen sie das Fahrzeug irgend wo stehen; nicht nachtanken, nichts putzen, keinen Streusand auffüllen, nicht ans Stromnetz; das hat mich jedes Mal geärgert. Es war erforderlich, daß die Werksfreiflächen an Werktagen ab 6 Uhr früh schneefrei und bei Bedarf gestreut waren. Auch der Gehweg entlang des Werkszaunes (Eumigstraße) sowie die Firmeneinfahrt am Eumigweg. Dazu musste man auch auf der öffentlichen Straße fahren. Der Haflinger war zwar nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen, hatte aber eine normale Beleuchtung (Scheinwerfer, Rücklicht, Bremslicht und Blinker) sowie einen Suchscheinwerfer und eine orange Rundumleuchte. Diese war bei Einsätzen immer in Betrieb und deutlich sichtbar. Da fällt mir ein besonderer Schnee Einsatz ein: es war sehr kalt, hatte sehr stark geschneit, starker Wind, Pulverschnee und große Schneeverwehungen. Am Parkplatz selbst war nichts zu machen; durch den starken Wind war gar kein Schnee am Boden. Aber auf der Eumigstraße bildeten sich durch den starken Westwind hinter der hohen Pappelreihe mehrere meterhohen Schneewechten, deren Ausläufer sich über die ganze Straßenbreite bis zum Gehsteig bildeten. Nur 1 x in der Nacht ist hier der Schneepflug der Gemeinde gefahren. Einerseits war da ja nur die Firma Norma / Palmers und der Pflugfahrer sah, daß ich hier herum kurvte, anderer seits hatte er mehr als genug im Übrigen Gemeindegebiet zu räumen. Immer wieder habe ich in dieser Nacht die Schneemassen Richtung Pappelreihe gedrückt, aber die Mengen waren enorm. Schließlich war nur mehr eine Durchfahrt von ca. 3 Meter frei, wobei 2 Meter davon der Gehweg war. Schon nach kurzer Zeit hatten sich etliche Schneezungen bis zum Werkszaun gebildet. Ich konnte sie kaum noch wegdrücken, da sich die Schneemassen türmten und der Haflinger für so eine Menge auf längerer Strecke überfordert war. Nun kam doch noch der Schneeräumer der Gemeinde und schob die Schneemassen so gut wie möglich Richtung Pappelreihe. Auch er konnte die große Menge nicht bewältigen, aber der freie Weg war nun gut 5 Meter breit, gleich daneben erhob sich eine gut 2 Meter hohe Schneewand. Nun bildeten sich die Schneezungen noch schneller, denn hinter der Schneewand drehte der starke Wind den fallenden Pulverschnee wie eine Walze und alles blieb am Boden liegen, bis sich dicke Schneekeile gebildet hatten. Wieder war alles bis zum Werkszaun voll. Ich arbeitete nun vermehrt auf der Straße, daß ich den Schnee so gut wie möglich Richtung Pappelreihe bekam, bevor die Schneezungen zu dick wurden. Schließlich waren wieder nur mehr 3 Meter frei. Nun kam das erste Auto in dieser Nacht und wollte in Richtung SCS fahren. Der Fahrer beobachtete meine Tätigkeiten in diesem Bereich: ich fuhr immer in derselben Richtung in der Eumigstraße und dann am Firmengelände wieder zurück. Es war ein übersichtliches Straßenstück, denn weiter hinten gab es keine Pappeln mehr und auch keinen Schnee auf der Straße. So konnte ich mit dem Haflinger zügig durch die Schneemassen durchfahren. Zurück fahren wäre zu umständlich gewesen, da ich immer wieder aussteigen und händisch das Räumschild umstellen müsste. Das war von der Fahrerkabine aus nicht möglich. Als der Autofahrer sah, daß ich immer am Parkplatz zurück fuhr und die Straße in dieser Zeit frei war, nahm er Anlauf und preschte durch die Schneemassen. Aber er wurde dabei immer langsamer und blieb schließlich stecken. Als ich mich dann ihm von hinten näherte, musste ich stehen bleiben, da zu wenig Platz zum vorbei fahren war. Er kam zu mir und bat: "bitte schiebe mich mit deinem Räumschild an - ich muß dringen weiter" Ich sagte ihm, daß das bestimmt nicht ohne Kratzer abgehen wird. Er darauf: "das ist mir wurscht, wir nicht so schlimm sein, ist mein Problem, ich muß weiter". Gesagt - getan, angeschoben, durchgeschoben; er gab Vollgas - es war deutlich zu hören, und als er wieder Bodenhaftung bekam, ist er auf und davon. Die meisten Einsätze waren in der Nacht vor dem nächsten Arbeitstag, den Wetterbericht verfolgen, war wichtig für die Planung dieser Arbeiten. Für den Tag nach dem Wochenende konnte man sich das besser einteilen: wenn es voraussichtlich in der Nacht vom Sonntag auf den Montag nicht schneit, kann man den Schneedienst auch am Sonntag bei Tag machen; das war eigentlich die schönste Arbeit für mich, speziell wenn es dabei strahlenden Sonnenschein gab. Durch die Sonnenbestrahlung schmolzen die restlichen übrig gebliebenen kleinen Schneeflecken und trockneten weg; es musste anschließend auch nicht gestreut werden. Streusand füllen war Knochenarbeit: der große, breite Streuwagen fasste einige 100 kg Streusplit und musste händisch, mit einer Schaufel von einem großen Haufen aufgeladen werden und dazwischen auch immer wieder ein Schäufelchen Streusalz mischen. Nach dem Streuen den Streuwagen auch immer wieder ganz voll, für den nächsten Einsatz füllen. Da der Streusplithaufen im Freien war, dem Wetter ausgesetzt, naß und gefroren, musste er mit einer Spitzhacke zuerst zerteilt werden, denn die gefrorenen Brocken konnten vom Streumechanismus nicht aufgebracht werden. Leute, die das nur schlampig machten - dazu zähle ich einige meiner Kollegen - waren mit dem Split füllen schnell fertig: zuerst grobes, klobiges hinein und nur oben eine feine Schicht mit etwas Salz drauf. Beim Streuen dann der Ärger: es kam nichts raus. Also zurück zum Haufen, die Hälfte heraus schaufeln und dann mit einem Krampen und einer Brechstange den gefrorenen Rest auflockern, mit Salz mischen und wieder füllen. Das kostete unnötig Zeit. Oftmals wäre ich gerne in der schönen Zeit gefahren, aber die Wettervorhersage verhieß oft Schneefall in der Nacht auf Montag. So stellte ich mich wieder auf einen Nachteinsatz ein. Da ärgerte ich mich schon sehr, daß ein Kollege (Mario F., auch aus Wiener Neudorf) schon am Sonntag dort war, obwohl in der Nacht auf Montag Schneefall angesagt war und sein Einsatz dadurch sinnlos war. Für ihn nicht, denn er hat ja gut für Überstunden bezahlt bekommen. Für mich etwas anders - ich habe auch für die Nachtstunden bezahlt bekommen, aber ab 7 Uhr früh begann mein normaler Arbeitstag. Zuvor Schneedienst; aber: der Streuwagen war leer, das Fahrzeug nicht ans Stromnetz angeschlossen, die Batterie leer und nicht nachgetankt. Jener Mario hatte einen kleinen Unfall mit dem Haflinger gebaut, was der Nachtportier freudig am nächsten Tag allen erzählte: Mario war am Sonntag hier - Winterdienst. Strahlender Sonnenschein, nur einige Schneeverwehungen. Auch seine Frau hat er mit genommen. Beide saßen im Haflinger und fuhren wie die wilden am Gelände herum. Mit großer Geschwindigkeit durch die höchsten Schneewechten. Entlang des technischen Dienstes, beim Lager für brennbare Flüssigkeiten, war vor dessen Eingangstüre eine vermeintlich große Schneezunge. Diese wollte er mit voller Wucht wegschleudern. Leider hat er nicht gewusst oder bedacht, daß die Türunterkante deutlich oberhalb des Straßenniveaus war und somit vor der Türe eine asphaltierte Rampe unter dem Schnee war. Die vordere Ecke des Räumschildes bohrte sich in den Asphalt, das Fahrzeug bäumte sich auf und die beiden Insassen wurden in der Fahrerkabine von den Sitzen an die Windschutzscheibe geschleudert, als der Haflinger dann seitlich - aber glücklicher Weise - wieder auf den Rädern aufkommend, auf den Boden aufschlug. Er hat das Fahrzeug danach still und heimlich wieder in der Garage abgestellt und dem Portier gesagt, nichts davon weiter zu erzählen. Das war aber nicht zu verheimlichen, denn das Räumschild und dessen Aufhängungen hatten erheblichen Reparaturbedarf. Eines anderen Tages ist Mario - obwohl er Fahrverbot hatte - mit dem Haflinger beim zurück schieben in die Blechfassade der Halle 10 gefahren. Der Abdruck der Anhängerkupplung war dort deutlich (auch noch Jahre danach) zu sehen. Er sagte zu mir, daß ich dem Hausverwalter Nistelberger sagen sollte, daß ich das gemacht habe, denn er dürfte eigentlich nicht gefahren sein. Das hatte ich nicht gemacht, auch deshalb nicht, weil es mir der Hausverwalter nicht geglaubt hätte und einige Firmenangehörige Mario bei dieser Aktion beobachtete hatten. Diese nämlich passten immer besonders auf, wenn sie über das Gelände gingen, und Mario mit dem Haflinger unterwegs war; er nahm keine Rücksicht auf andere Personen. Er war der Meinung, wenn die Rundumleuchte eingeschaltet ist, hat er Vorrang und alle anderen müssen aufpassen und warten. Ein weiterer Zwischenfall in einer Nacht: obwohl er nicht eingeteilt war, machte er Schneedienst. Auch die Wettervorhersage machte seinen Einsatz unnötig. Im Zuge seiner Arbeiten war er der Meinung, er müsse Benzin besorgen, obwohl noch genug davon in der Garage war. Da es schon spät war und die Tankstelle in der Gemeinde geschlossen hatte, beschloß er, zu der Nachttankstelle auf der B17 nahe Baden zu fahren. Eigentlich keine gute Idee, denn das Fahrzeug war nicht für den öffentlichen Verkehr zugelassen; die Einsätze entlang des Firmenareales konnte man noch argumentieren, aber die Fahrt nach Baden überspannte den Bogen des geduldeten. Leider hatte er das Pech, daß gerade bei der Kreuzung B17 und Hauptstraße, wo auch die Badner Bahn fuhr, genau auf den Schienen der Motor beim Wegfahren abgestorben ist, und wegen der schwachen Batterie sich auch nicht mehr starten lies. Nun probierte er es mit der Handkurbel. Aber jeder, der so etwas schon einmal gemacht hat, wird wissen, daß das nicht so einfach ist. Der Motor - ein 2 Zylinder Boxer mit wenig Hubraum - ist zwar relativ leicht zu drehen, aber wenn er wegen etwas Vorzündung plötzlich zurück schlägt, kann man sich leicht den Daumen brechen, wenn man nicht auf passt. Das wusste er aus (vielleicht übertriebenen) Erzählungen. So drehte er zu langsam und der Motor sprang nicht an. Wegschieben konnte er den Haflinger auch nicht, auch als ihm wer dabei half. Schließlich kam die Badner Bahn, fuhr bis fast zum Haflinger und begann zu pfeifen. So wie der Zug stand, war die eine Richtungsfahrbahn gesperrt. Zurückschieben machen Züge eigentlich nicht. Somit bildete sich ein kleiner Stau mit hupenden Autos. Schließlich kam noch eine Funkstreife dazu und das war es dann. Gemeinsam wurde der Haflinger von der Kreuzung mit dem Auto der Polizei weg geschleppt. Nun begann der mündliche und anschließend der schriftliche Teil des Polizeieinsatzes: Name, Papiere, wem gehört das Fahrzeug, was machen sie hier, wer hat sie beauftragt, sind sie noch zu retten?, etc. Danach ging Mario nach Hause; er wohnte ganz in der Nähe der Kreuzung und meinte, daß das alles für ihn nun erledigt ist. Innerbetrieblich bekam er eine schriftliche Verwarnung und die Auflage, den Haflinger nicht mehr an zu greifen. Aber auch ich hatte einmal Pech mit dem Fahrzeug: als ich eines Tages den Weg neben der Halle 10 - eigentlich die innerbetriebliche Durchfahrt entlang des Eumigweg - frei räumen wollte, blieb ich in den Schneemassen stecken. Obwohl ich bei der ersten Durchfahrt das Räumschild ganz gehoben hatte, um mit Schwung das erste Mal durch zu kommen (ich hatte doch etwas zu wenig Geschwindigkeit) blieb ich im tiefen Schnee stecken. Nun das Räumschild waagrecht stellen und das Fahrzeug aus dem tiefen Schnee heraus schaukeln. Es waren nur wenige Meter, bis wieder ein schneefreier Bereich war. Dort erkannte ich, daß etwas mit der Hinterachse passiert war; sie hatte keinen Gripp und das linke Rad wackelte etwas - die Radaufhängung war gebrochen und der Kraftschluß zum linken Hinterrad unterbrochen. Mit dem Vorderradantrieb schaffte ich es zur Schlosserei. Da es im Freien zu kalt für Reparaturen war und die Fahrzeugbreite knapp durch die Tür in die Schlosserei passte, haben wir beschlossen, das Fahrzeug dort rein zu bringen. Dazu haben wir mit zwei großen Riffelblechplatten eine Art Schuhlöffel gebildet, daß das Fahrzeug durch den Türstock - ohne diesen zu beschädigen - schlüpfen konnte. Im Rückwärtsgang ging es in die Schlosserei. Der Schlosser hat mich eingewiesen. Durch die Kälte bildete sich im Auspuffsystem etliches an Kondenswasser, was an sich kein Problem war. Es wurde beim Gas geben aus den nach oben und dann in einem Knie nach hinten führenden Rohr heraus geschleudert. Die Abgase waren teils rußig und so kam beim noch kalten Auspuff rußiges Wasser heraus, was dem Schlosser im Gesicht und am Oberkörper traf. Er schaute aus wie ein Dalmatiner. Es war lustig, ihn so zu sehen; er aber hat als einziger nicht bei dieser Aktion gelacht. Die Reparatur: eine neuer Halb - Hinterachsträger wurde eingebaut; eigentlich war es nur ein speziell geformtes Rohr mit speziellen Enden. Dieses schaute massiver aus, als das Originale. Es hieß, daß das bei den Haflingern in Originalausführung ein Problem ist (zu schwach). Bei rauen Geländeeinsätzen kam es gelegentlich vor, daß die Getriebeseitigen Aufhängungen gebrochen sind. Die Halbachse war schnell repariert und das Fahrzeug wieder im Einsatz. Etwas länger dauerte die (KFZ Werkstatt) Reparatur des Retourganges: eines Tages hat sich der Schaltknüppel viel weiter Richtung Retourgang bewegen lassen, ohne daß dieser einen Kraftschluß herstellte. Das war kein Totalausfall des Fahrzeuges, es war aber eine Herausforderung bei den Schneearbeiten: man musste sehr vorausschauend unterwegs sein, denn man konnte ja nicht zurück fahren; es gab nur die Fahrtrichtung vorwärts. Die Garage vom Haflinger war eine Durchfahrtsgarage - also kein Problem. Nur musste bei jeder Ausfahrt zuerst der Streuwagen an eine geeignete Stelle verbracht werden. Die Einsätze waren einerseits einfacher, da man nie zurück fahren musste (kein Rückwärtsgang) dauerten aber umso länger, da man viele Leerkilometer machte, um wieder in derselben Richtung am selben Platz zu sein. Ecken am Gelände konnten nicht bearbeitet werden; die mussten händisch geräumt werden. Nur ganz selten kam es vor, daß sich eine Kurve nicht aus ging und der Haflinger mit dem Hubstapler etwas zurück gezogen werden musste, wenn man das nicht alleine händisch schaffte. Manchmal gab es spektakuläre Einsätze, wie: nach einem plötzlichen starken Schneefall, wenn es nicht besonders kalt war, gab es dicken Schneematsch. Wenn man nun mit höherer Geschwindigkeit den Matsch bei Seite schob, gab es eine richtige Wasserfontäne, daß es nur so klatschte. Auch sehr spektakulär: da sich die untere Kante des Räumschildes auf der Fahrbahn, wo ja auch immer etwas Streusplit lag, immer mehr abnutzte und dünner wurde, musste sie fast jährlich erneuert werden. Kein Problem, im Werkzeugbau gab es genügend Stahlprofile mit unterschiedlichen Härtegraden. Das machte man meistens im Sommer, wenn es dafür genügend Zeit gab. Geeignetes Material wurde ausgesucht und zugeschnitten (L = 2 1/2 m, H = 10 cm, B = 15 mm). An der Länge mit vielen Löchern gebohrt (für die Befestigung am Räumschild) und rot gestrichen. Danach montiert und die äußeren Kanten etwas abgerundet, damit es nicht bei jeder Bodenunebenheit, Kanaldeckeln, Rigole, etc. Probleme gibt. Anschließend alles nochmals streichen. Da diese Bodenleiste einen ca. 45 Grad Winkel zum Boden hatte, um den Schnee besser aufnehmen zu können, musste die Leiste unten so bearbeitet werden, daß sie möglichst flach, mit einer scharfen Kante am Boden aufsaß, um fest gefahrene Schnee oder Eisglatzen zu entfernen. Mit einer Flex wäre das möglich, aber langwierig, schwierig herzustellen und ungenau. So haben wir immer folgendes gemacht: mit heruntergelassenem Schneeschild so lange über den trockenen Asphalt fahren, bis die Bodenleiste die erforderliche Form hat. Dabei waren wir ohne Schneeketten und schnell unterwegs. Beim Fahren / bei Einschleifen der Bodenschiene sind dann die Funken geflogen, denn es war ja eine harte Stahlschiene. Auch akustisch war das spektakulär. Und speziell im Sommer ungewöhnlich, wenn man sieht, dass ein Schneeräumfahrzeug auf trockener Fahrbahn mit heruntergelassenem Schneeschild funkensprühend unterwegs ist.
Geschrieben von Helmut Wagner am 18 Apr. 2021 20:21
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